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Das Jugend-Konzentrations-Lager in Uckermark
war eng verknüpft
mit dem Frauen-Konzentrations-Lager in Ravensbrück.

Die Mädchen und jungen Frauen haben die erste Zeit
im Aufnahme-Block in Ravensbrück verbringen müssen.
Jede neue Gefangene hat dort einen genauen Ablauf durchmachen müssen.
Zum Beispiel:

  • Fotografieren
  • Haare abrasieren
  • Gefangenen-Kleidung anziehen

Das haben die jungen Frauen besonders schlimm empfunden.

Das Leben im Konzentrations-Lager Uckermark ist für die Mädchen
ein täglicher Kampf ums Über-Leben gewesen.
Das war in allen Konzentrations-Lagern so.

Darauf ist im Konzentrations-Lager besonders viel Wert gelegt worden:

  • Sauberkeit
  • Ordnung
  • Pünktlichkeit
  • Disziplin

Diese Werte,
und die Zwangs-Arbeit
und die bedingungslose Unter-Ordnung
sind die wichtigsten Grund-Regeln gewesen.

Die Aufseherinnen haben aufgepasst,
dass diese Regeln eingehalten worden sind.
Dabei sind sie sehr rücksichtslos gewesen.

Die Aufseherinnen haben die Regeln durchgesetzt mit

  • Anordnungen
  • Appelle
  • Strafen

Der Tages-Ablauf ist für die Gefangenen genau geplant gewesen:

  • Frühstück
  • Appell
  • Zuteilung in Arbeits-Kommandos
  • Zwangs-Arbeit
  • Appell
  • Abendessen

Überall hat es Drill und Gewalt gegeben.
Das hat man gemacht,
damit der Ablauf genau funktioniert.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Anders gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

“Aber was soll ich sagen: In der Früh rausgepfiffen, um fünf
Uhr, Früh-Sport. Bloßfüßig. Da hat es regnen können oder frieren
oder schneien. Oft hat es im Winter minus 20 Grad gehabt, da
hast müssen hüpfen, dass du net am Boden angefroren bist. Ich
war noch net ganz beinander von der Diphterie, jetzt hab ich
oft nicht so mitkönnen. Strafweise musste ich Liegestützen
machen. Dann unter die kalte Dusche [...] Rasch, Rasch anziehn,
geschwind, geschwind Betten bauen. Die Kante hat müssen
sein wie beim Militär, nur ärger. Wenn eine von den Aufseherinnen
schlecht gelaunt war, hat sie das Bett wieder aufgerissen,
hast kein Nachtmahl gekriegt, strafweise.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Man hat uns um 5 Uhr in der Früh aufgeweckt.
Das hat man mit einem lauten Pfeifen gemacht.
Dann haben wir Früh-Sport machen müssen.
Ohne Schuhe.
Es war egal,
ob es geregnet hat oder ob es geschneit hat.
Im Winter war es oft extrem kalt.
Wir haben hüpfen müssen,
damit wir nicht am Boden anfrieren.

Ich bin noch schwach gewesen,
weil ich Diphterie gehabt habe.
Darum bin ich langsamer gewesen als die anderen.
Zur Strafe hab ich Liegestütze machen müssen.

Nach dem Früh-Sport haben wir unter die kalte Dusche müssen.
Dann haben wir uns schnell anziehen müssen.
Und wir haben die Betten schnell machen müssen.
Die Kanten von den Bett-Tüchern haben ganz genau stimmen müssen.
Es ist strenger gewesen als beim Militär.
Wenn eine Aufseherin schlecht aufgelegt war,
dann hat sie hat alles wieder hinunter gerissen.
Dann haben wir neu anfangen müssen.
Zur Strafe haben wir kein Abend-Essen bekommen.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Stanka Krajnc Simoneti gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Auf die Toilette durften wir nur auf die ausdrückliche Bitte:
Lagerzögling Nummer 798 bittet austreten zu dürfen. Hier erlebte
ich die vielleicht größten Erniedrigungen. Da ich nicht auf
die Toilette durfte, habe ich mir in die Hosen gemacht. Deshalb
musste ich mich beim Abendappell bei der Hauptführerin melden.
Ich wurde mit Fasten für den ganzen nächsten Tag bestraft.
Aussätzig, kahl geschoren und in der Werkstatt ausgelacht,
fühlte ich mich schrecklich erniedrigt.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Wir haben nicht einfach auf die Toilette gehen dürfen.
Zum Beispiel: Ich habe das sagen müssen:
Lagerzögling Nummer 798 bittet austreten zu dürfen.
Hier habe ich die größten Erniedrigungen erlebt:
Wenn ich nicht auf die Toilette hab gehen dürfen,
dann habe ich in die Hosen gemacht.
Ich habe mich am Abend beim Appell
bei der Haupt-Aufseherin melden müssen.
Sie hat mich für den ganzen nächsten Tag bestraft.
Ich habe mich schrecklich erniedrigt gefühlt:
Ich war ausgegrenzt und mein Kopf war rasiert.
Und man hat mich in der Werkstatt ausgelacht.

Die Mädchen und jungen Frauen
sind auch oft in der Nacht gequält worden.
Zum Beispiel:

  • Man hat sie mit einem lauten Pfeifen aufgeweckt.
  • Oder sie sind zum Appell gerufen worden.
  • Manchmal sind die Aufseherinnen in die Schlafsäle gekommen.
    Sie haben gesagt, dass sie eine Kontrolle machen müssen.
  • Sie haben mit starken Lampen alles angeleuchtet.
  • Oder sie haben Hunde dabei gehabt.
    Die Hunde haben meistens laut gebellt.

In allen Konzentrations-Lagern sind die Lebens-Bedingungen
sehr schlecht gewesen.

Die medizinische Versorgung ist schlecht gewesen.
Es hat fast keine Möglichkeiten zur Körper-Pflege gegeben.

Die Gefangenen haben nicht genug zum Essen gehabt.
Darum sind ihre Körper sehr schwach gewesen.
Darum haben sie viele Krankheiten bekommen.

Ein paar Mädchen haben sehr großen Hunger gehabt.
Deshalb haben sie giftige Pflanzen gegessen.
Die Mädchen sind an der Vergiftung gestorben.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Anders gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Pfefferminzen sind gewachsen, daraus haben wir uns einen
Tee gebraut, gekocht hat das Wasser eh nicht richtig. Wurzeln
habens gegessen, drei sind gestorben daran. Es hat sehr viele
Herbstzeitlosen und giftige Pflanzen dort gegeben.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Pfefferminz-Kräuter sind dort gewachsen.
Wir haben uns daraus einen Tee gemacht.
Ein paar Mädchen haben Wurzeln gegessen.
3 Mädchen sind deswegen an einer Vergiftung gestorben.
Es hat dort sehr viele giftige Pflanzen gegeben.

Die Gefangenen haben viele Krankheiten gehabt.
Zum Beispiel diese Krankheiten:

  • Typhus
  • TBC
  • Diphterie
  • Hepatitis
  • Hautausschläge
  • Erkrankungen im Unterbauch

Manchmal haben sie auch Kopfläuse oder Krätze gehabt.
Die Mädchen und Frauen
haben keine monatlichen Regel-Blutungen bekommen.
Ein paar Gefangene haben gesagt,
dass das von Medikamenten gekommen ist.

Die Mädchen waren noch nicht erwachsen.
Sie haben sehr schwere körperliche Arbeiten machen müssen.
Es hat viel zu wenig zu essen gegeben.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Eva Rademacher gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Wir waren so verhungert, dass das Flüstern im Bett kein
anderes Gespräch war als über irgendwelche Nahrungsmittel,
über irgendetwas, was wir früher mal gegessen hatten und was
wir essen wollten, wenn wir endlich rauskommen.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Im Bett haben wir noch leise geredet.
Wir haben immer einen großen Hunger gehabt.
Darum haben wir nur über das Essen geredet.
Wir haben darüber geredet,
was wir früher gegessen haben.
Wir haben auch darüber geredet,
was wir essen wollen,
wenn wir aus dem Lager kommen.

Martha Schwarz hat erzählt,
was die Mädchen und jungen Frauen versucht haben,
damit sie keinen Hunger mehr haben.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Und dann hab ich’s doch ab und zu gemacht und im Vorbeigehen
eine Gurke abgenommen. Aber wehe, eine Aufseherin hätte
festgestellt, dass ich am Kauen war. Hinter unserem Lager war ein
ziemlich großes Feld mit Rosen-Kohl. Der Rosen-Kohl war schon geerntet
und wir haben die Strunke gegessen. Es ist unvorstellbar,
aber es ist Tatsache. Im Grunde genommen war uns alles verboten:
Und zwar immer mit dem Hinweis, dass wir gesundheitlich zu
Schaden kommen und dann nicht mehr arbeiten können.“
Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Manchmal hab ich im Vorbei-Gehen eine Gurke genommen.
Ich habe sie vorsichtig gekaut,
damit die Aufseherin das nicht sieht.
Ich hab mir vorgestellt,
was dann passiert wäre.

Hinter unserem Lager war ein großes Feld mit Rosen-Kohl.
Der Rosen-Kohl war schon geerntet.
Darum haben wir den harten Strunk gegessen.

Man hat uns alles verboten damit wir nicht krank werden.
Weil krank kann man nicht arbeiten.

Es hat schwere Strafen dafür gegeben:

  • Wenn jemand die Lager-Ordnung nicht eingehalten hat.
  • Wenn es sich nur um eine Kleinigkeit gehandelt hat.
    Zum Beispiel: wenn jemand etwas ohne Erlaubnis gegessen hat.

Beispiele für Strafen:

  • Das Essen ist gestrichen worden
  • Sport während die anderen sich ausgerastet haben
  • Langes Stehen
  • Einsperren mit speziellen schwierigen Bedingungen
  • Prügel

Im Konzentrations-Lager Ravensbrück ist das auch so gewesen.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Martha Schwarz gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„... wir waren ungefähr 4 Mädels beim Arbeiten. Die Männer
[Häftlinge des Männer-Lagers in Ravensbrück] steckten uns nach
unseren Fragen Zigaretten zu. Wir rauchten auch und irgendjemand
aus unserer Gruppe hat das gemeldet. Daraufhin wurde
der Block praktisch abgesperrt und die Lagerleiterin samt
Gefolge erschien – und die ging dann mit ihren Stiefeln, d.h. sie
schlug uns erst und als wir am Boden lagen ging sie mit ihren
Stiefeln über uns her. [...] Das Ende vom Lied war, dass ich
4 oder 5 Tage Bunkerarrest in Ravensbrück kriegte.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Wir waren ungefähr 4 Mädchen.
Wir haben die Gefangenen
aus dem Männer-Lager in Ravensbrück gefragt,
ob sie uns Zigaretten geben.
Wir haben gemeinsam geraucht.
Eine Frau oder ein Mädchen aus unserer Gruppe
hat das den Aufseherinnen erzählt.
Dann ist unser Block abgesperrt worden.
Die Lager-Leiterin ist gekommen.
Es sind noch ein paar Leute dabei gewesen.
Die Lager-Leiterin hat uns so oft geschlagen,
bis wir am Boden gelegen sind.
Dann hat sie uns mit ihren Stiefeln getreten.
Als Strafe hat man mich 4 oder 5 Tage in Ravensbrück eingesperrt.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Eva Rademacher gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Wir durften ja nicht sprechen. Sobald man Kontakt suchte mit
jemanden, hagelte es Strafen.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Wir haben ja nicht sprechen dürfen.
Wenn jemand versucht hat,
mit einer anderen Person Kontakt zu bekommen,
dann hat es schwere Strafen gegeben.

Wir haben hier aufgeschrieben,
was Frau Anita Köcke gesagt hat.

Darum ist der folgende Text nicht in Leicht Lesen.

„Ich wurde häufiger bestraft. Ich war frech und ein Querkopf und
habe mir nie etwas gefallen lassen. Das wurde der Lagerleitung
gemeldet. Ich habe dafür auch ordentlich einstecken müssen.
Und einmal kam ich zur Bestrafung vierzehn Tage in den Bunker
im Frauen-Lager.“

Das ist der gleiche Text in Leicht Lesen.

Ich bin oft bestraft worden.
Ich war frech und eigensinnig
und ich habe mir nichts gefallen lassen.
Jemand hat das der Lager-Leitung gemeldet.
Ich habe viele Strafen bekommen.
Einmal bin ich 14 Tage eingesperrt worden.

 

 

Wörterbuch

 

Appell

Beim Militär ist ein Appell eine Anwesenheitskontrolle.
Dabei müssen alle Personen an einem bestimmten Platz stehen.

Arbeits-Kommando

Arbeitskommandos waren Gruppen von Gefangenen,
die von der SS zu bestimmten Arbeiten eingeteilt worden sind.

Zum Beispiel: Arbeitskommando für den Strassenbau oder
Arbeitskommando für Arbeiten im Steinbruch.

Aufseher, Aufseherin

Das ist ein Aufpasser oder eine Aufpasserin.

Bedingungslos

Bedingungslos bedeutet:
keine andere Wahl haben,
unter jeder Bedingung

Block

Ein Block ist ein Teil oder ein Abschnitt.
Ein Block ist ein Gebäude in einem Konzentrations-Lager gewesen.

Diphterie

Das spricht man so: Dif-teri

Diphterie ist eine sehr schwere Krankheit.
Man kann daran sterben.
In Österreich werden Kinder
gegen Diphterie geimpft.

Disziplin

Disziplin ist,
wenn man ein Ziel hat
und alles Mögliche tut
damit man dieses Ziel erreicht.

Zum Beispiel:

  • beim Sport: viel trainieren, damit man einen Wettkampf gewinnt

  • bei einer Ausbildung: viel lernen, damit man die Prüfung schafft

Drill

Das ist eine strenge Erziehung.

Eigensinnig

Eigensinnig bedeutet:
Egoistisch oder störrisch oder unbelehrbar.

Erniedrigung, erniedrigt

Ein anderes Wort für Erniedrigung ist Demütigung.

Jemanden erniedrigen bedeutet, seine oder ihre Menschenwürde verletzen.

Hepatitis

Hepatitis ist eine sehr schwere Krankheit.
Bei dem Menschen ist die Leber entzündet.

Jugend-Konzentrations-Lager

Das ist ein Konzentrations-Lager für Jugendliche.

Konzentrations-Lager

Ein Konzentrations-Lager ist ein Lager,
in dem viele Gefangene eingesperrt werden.
Die meisten Konzentrations-Lager sind Vernichtungs-Lager gewesen.
Die Abkürzung für Konzentrations-Lager ist KZ.
Das spricht man so aus: Ka Zet

Krätze

Krätze ist eine Hautkrankheit.
Die Haut juckt sehr stark.

Liegestütz

Der Liegestütz ist eine Sport-Übung.

Ravensbrück

Das Konzentrations-Lager Ravensbrück war ein sehr großes Konzentrations-Lager.
Es war auch ein Vernichtungs-Lager.
Ravensbrück ist ein Ort in Deutschland.

Rosen-Kohl

Rosen-Kohl ist ein Gemüse.
In Österreich sagt man dazu für Karfiol.

Strunk

Ein Strunk ist ein Teil einer Pflanze.

TBC

TBC spricht man: Te-Be-Tse.
TBC ist eine Abkürzung für Tuberkulose.
Das ist eine Lungenkrankheit.
Ein anderes Wort für TBC ist Schwindsucht.
TBC ist eine sehr schwere Krankheit.
Man kann daran sterben.

Typhus

Typhus ist eine sehr schwere Krankheit.
Der Mensch hat Fieber und Durchfall.
Man kann daran sterben.

Zwangs-Arbeiter, Zwangs-Arbeiterin, Zwangs-Arbeit

Ein Zwangs-Arbeiter oder eine Zwangs-Arbeiterin
wird zu einer Arbeit gezwungen.
Diese Arbeit nennt man Zwangs-Arbeit.
Meistens ist diese Arbeit sehr schwer.
Zum Beispiel: Arbeit in einem Steinbruch