6. 11. 2015 - 19:00, Frauenhetz

Es gibt eine Übersetzung in ÖGS (Österreichische Gebärdensprache).

Es gibt eine Flüsterübersetzung in Englisch.

Im Zentrum dieser Veranstaltung steht die sexualisierte Gewalt durch das NS-Regime. Sie ist nach wie vor tabuisiert und wird auch im „Gedenkjahr“ 2015 selten zum Thema gemacht. Die vielfältigen Formen dieser Gewalt betrafen häufig Frauen* und reichten von verbalen Übergriffen und erniedrigenden Untersuchungsmethoden über Vergewaltigungen und Sexzwangsarbeit bis zu Zwangssterilisationen und -abtreibungen. Die Tabuisierung im NS-Regime erlebter sexualisierter Gewalt erschwerte es vielen Überlebenden, die erfahrene Gewalt zu verarbeiten.

Folgende Fragen beschäftigen uns dabei:

Welche Formen sexualisierter Gewalt gab es im NS?
Wie waren sie verschränkt mit antisemitischer und rassistischer Gewalt?
Warum konnten/wollten viele Betroffene nach 1945 nicht darüber sprechen?
Und welche Auswirkungen hatte das – individuell und auf gesellschaftlicher Ebene?

Wie funktioniert heute sexualisierte Gewalt in bewaffneten/kriegerischen Konflikten?
Und wozu wird sie eingesetzt?

Was ist eine Traumatisierung?
Was bedeutet Traumatisierung in diesem Kontext von staatlicher/institutionalisierter/organisierter Gewalt.
Welche Auswirkungen kann sie haben?
Auf die Betroffenen und auf die folgenden Generationen?

Im Rahmen der Veranstaltung möchten wir gemeinsam über diese und andere Fragen nachdenken und sprechen. Wir möchten den Gründen für diese Tabuisierung nachgehen und darüber sprechen, wie die Gewalt und der (Nicht-)Umgang damit sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene bis heute weiterwirken und welche Forderungen daraus für einen gesellschaftlichen Umgang mit eben solcher Art sexualisierter Gewalt formuliert werden können.

Kurze Inputs von Barbara Preitler und Helga Amesberger sollen ins Thema einführen. Das anschließende Gespräch zwischen allen Anwesenden wird von Maria Pohn-Lauggas moderiert.

 

Helga Amesberger ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Konfliktforschung in Wien und Co-Autorin des Buches Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern (2004)

Barbara Preitler ist Psychologin, Psychotherapeutin und Supervisorin, Gründungsmitglied und Therapeutin bei Hemayat, Betreuungszentrum für Folter- und Kriegsüberlebende in Wien, Lektorin an der Universität Klagenfurt, Autorin zahlreicher Publikationen, zuletzt: Grief and Disappearance. Psychosocial Interventions (2015)